Bettina Stolze / www.pixelio.de |
An dieser Stelle kommt der coole Stierkämpfer Escamillo ins Spiel. Er ist ein Macho wie er im Buche steht, hat ein narzisstisches Selbstbild und meint, bei jeder Frau landen zu können. Carmen lässt ihn nach seinem ersten Auftritt eiskalt abblitzen, schließlich schlägt ihr Herz (noch) für Don José. Als ihr Herzbube sich als Jammerlappen entpuppt, kann sie gar nicht anders, als sofort ins andere Extrem abzudriften. Sie schwört dem Torrero in einem schmachtenden Duett ihre Liebe und beide sind sich in ihren Gefühlen einig. Die Frage ist bloß: Wie lange wird die Liason zwischen Carmen und Escamillo dauern? Fakt ist, dass ihn auch andere weiblichs Fans fürs Abschlachten unschuldiger Stiere umjubeln!
Nun, über die Haltbarkeit der Beziehung lassen sich nur Spekulationen anstellen. Don José erweist sich nämlich als einer dieser Kerle, die nie kapieren, wann Schluss ist. Er gerät in die blinde Wahnvorstellung, seine “große Liebe” Carmen doch noch erobern zu können und beißt verständlicherweise bei ihr auf Granit. Vielleicht ginge sie lebendig aus dem Drama hevor, wenn sie dem manischen Ex nicht aufs Butterbrot schmieren würde, dass sie längst einen Neuen hat. Am Ende des emotionsgeladenen Finales sieht Don José deshalb nur noch rot, zückt sein Messer und sticht zu. Natürlich kann diese Oper nicht enden, ohne dass er ganz zum Schluss über seine Tat und den Verlust von Carmen jammert.
Und die Moral von der Geschicht'? Frau schaue besser zwei- oder dreimal hin, auf wen sie sich einlässt. Escamillo wäre bestimmt die richtige Wahl für einen amüsanten Abend, für mehr allerdings auch nicht ...