Böse wird's erst dann, sobald man sich selbst über alle anderen stellt und ohne Rücksicht auf Verluste sein Ding durchzieht. Vor ewig langer Zeit kannte ich einmal einen Schriftsteller, der den lieben langen Tag nichts anderes tat, als verbissen nach Bewunderung und Anerkennung für seine - nun ja - eher mittelmäßigen Verse zu suchen. Eines Tages verliebte sich eine wesentlich jüngere Erstsemester-Studentin in den Dichterfürsten, dem die 20-Jährige, die offensichtlich von ihm lernen wollte, wie ein gefundenes Fressen vorkam. Wie alle Narzissten war der große Künstler anfangs charmant, höflich und zuvorkommend - die übliche Masche, um Fans als Ego-Futter zu ködern. Nichts anderes braucht ein waschechter Narzisst nämlich, um in seinem Leben einen Sinn zu sehen: Fans, Fußvolk und Mäzene.
Höchstwahrscheinlich wäre unsere kleine Studentin sogar über längere Zeit mit ihrem "Mentor" befreundet geblieben, hätte sie frühzeitig ihr Herz gebändigt. Ein schwerer Fehler, sich in einen Narzissten zu verlieben, denn wahre Gefühle empfindet er immer als Bedrohung. In einer festen Beziehung auf Basis von Treue gingen ihm schließlich all die anderen potentiellen weiblichen Fans durch die Lappen und gerade nach denen giert er ja, um Sex mit sich selbst zu haben. Ein Freund brachte mich neulich auf eine Geschenkidee für narzisstisch persönlichkeitsgestörte Männer: Gewisse, hier nicht genannte Online-Shops verkaufen Sets, mit denen die Herren der Schöpfung erst einen Abdruck und dann ein Modell ihres besten Stücks anfertigen können. Anschließend das Teil in den Allerwertesten geschoben, erlebt ein Narzisst mit Sicherheit das Liebesabenteuer seines Lebens! ;-)
Stefan Bratek/geralt / www.pixelio.de |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen