Montag, 17. November 2014

Positives Denken: Schlimmer geht immer

Manchmal gibt es Momente im Leben, in denen man frustriert auf Dinge blickt, die nicht so toll gelaufen sind, wie man sie sich erträumt hätte. Ihr kennt das Gefühl doch auch, oder? Gleichzeitig lehrt einem das Leben aber, dass es immer schlimmer geht und Lamentieren den Sumpf nur noch tiefer macht. In solch einer Situation fand ich mich letzten Freitag wieder: Ich saß in der U-Bahn und dachte an einen Mann, mit dem ich letztens angebändelt hatte. Im gegenseitigen Einvernehmen waren wir ein paar Stunden zuvor zu dem Schluss gekommen, dass wir nicht zusammen passen. Entäuscht ließ ich all die Beziehungsnieten meines Lebens Revue passieren und hätte am liebsten wie ein kleines Mädchen mit dem Fuß aufgestampft und losgeheult. Warum haben immer die anderen Frauen Glück und wieso ziehe ich keinen Hauptgewinn aus der Lostrommel?

Solch ein Gedanke muss mir durch den Kopf geschossen sein, als mein Blick mein Gegenüber streifte: eine junge Frau, die vor Schmerzen stöhnte. An ihrem Unterschenkel klaffte eine offene Wunde. Ich habe wirklich schon viel gesehen in dieser ach so schillernden Weltstadt Berlin, doch diese Szene hat mich geschockt und mich mit meiner eigenen Hilflosigkeit kontrontiert. Auch die Hände und die rechte Wange der leichenblassen Frau bluteten. Ich sprach sie an und fragte sie, ob ich ihr irgendwie helfen könne. Sie antwortete, dass sie starke Schmerzen hätte. Ich gab ihr den “klugen” Rat, auf der Stelle zum Arzt zu gehen. Für eine Obdachlose ohne Krankenversicherung wäre das unmöglich, meine sie. Ich suchte schnell mein letztes Kleingeld zusammen und drückte es ihr in die Hand. Ein paar Sekunden später musste ich aussteigen und mir war noch viel mehr zum Heulen zumute als vorher. Diesmal nicht wegen meiner glücklosen Männergeschichten, sondern weil ich die Frau ihrem Schicksal überlassen hatte. Das bisschen Geld aus meiner Tasche würde ihre Wunden nicht heilen. Wer weiß, ob sie die Nacht überlebt, schrie mein schlechtes Gewissen! Im Vergleich zu der Verletzten habe ich nämlich keine Probleme. Eigentlich müsste ich froh sein, dass mich mein Bauchgefühl vor dem falschen Mann gewarnt hatte. Stattdessen badete ich im Frust. Ganz schön bescheuert, nicht wahr?

Tanja Ritter / www.pixelio.de

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