Montag, 20. Oktober 2014

Die Volkskrankheit Beziehungsangst

tokamuwi / www.pixelio.de
Beziehungsangst kommt mir vor wie eine Volkskrankheit. Ständig begegnen mir im Alltag Menschen, die Panik vor zu viel Nähe haben. Ein besonders drastisches Beispiel wäre ein rücklichtsloser Frauenheld, der gerne den King im Bett spielt und filmreife Tragödien inszeniert, wenn eine Gespielin plötzlich mehr von ihm will. Bei weniger pathologischen Fällen kann es sein, dass Zärtlichkeiten zwar im Augenblick der Zweisamkeit Spaß machen, aber sofort ein Gefühl der Erleichterung eintritt, wenn man wieder seiner eigenen Wege geht. Möglicherweise knüppelt man dann die Verliebtheit nieder und hält die Kommunikation mit dem potenziellen Partner auf Sparflamme. Wirklich glückliche Singles und Paare ohne diese Art von Angst kenne ich wenige und die Glückspilze sind auch durch die Bank weg homosexuell. Ein Beweis, dass Männer und Frauen auf Paarebene nicht zusammen passen? Ich lasse die Frage einfach mal im Raum stehen.

Wer es wagt, einem Beziehungsängstlichen wegen dieser Problematik einen Vorwurf zu machen, der sollte zuerst vor seiner eigenen Haustür kehren. Das Leben ist eine Ansammlung von Erfahrungen, die man seit der Geburt mit sich rumschleppt. War bereits die Beziehung der Eltern ein Negativbeispiel der übelsten Sorte, tut man im Erwachsenenalter vermutlich alles, um ein ähnliches Fahrwasser zu meiden. Obwohl man sich als soziales Säugetier nach Nähe und Wärme sehnt, sucht man wohl eher nach einer Kompromisslösung wie Fernbeziehung oder Freundschaft plus X. Jemand, der sich gar nicht mehr einlassen möchte, besucht vielleicht unter falschem Namen einen Swingerclub, vergnügt sich und geht allein wieder nach Hause. Nur mal so als Beispiel! Das Außmaß der Bindungsängste hängt vom Ausmaß der erlittenen Verletzungen ab. Nicht immer muss die berühmt berüchtigte Prägung durchs Elternhaus dafür ausschlaggebend sein. Auch Traumata aus früheren Beziehungen können eine fette emotionale Mauer errichten.

Wie überwindet man solch eine Mauer? Lässt sie sich überhaupt einreißen? Diverse Stellen im Internet wie das Portal www.beziehungsangst-ueberwinden.de raten zu psychotherapeutischen Maßnahmen. Ich sage dazu: Bevor man sich auf die Couch legt, sollte man erst einmal im stillen Kämmerlein die eigenen Muster analysieren. Am besten geht man in einem Moment der Muße in sich und macht sich auf einem Blatt Papier Notizen. Diese Muster lösen meist Wiederholungen aus, man denke an die ständig gleichen Fehler bei der Partnerwahl. Sobald man das persönliche Schema F erkannt hat, kann man es erfolgreich durchbrechen – entweder allein oder in einer Therapie. Vorraussetzung ist natürlich, dass man die Beziehungsängste wirklich aus tiefstem Herzen überwinden will.

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