Donnerstag, 29. Januar 2015

Die gestörten Männer in der Oper Carmen

Bettina Stolze / www.pixelio.de
Manchmal ist das Leben wie eine Oper. Es gibt Zeiten voller Herzschmerz und es kommt vor, dass er sich in lauten, dramatischen Tönen äußert. Mit Georges Bizets Oper “Carmen” kenne ich mich besonders gut aus, vor allem faszinieren mich die zentralen Männergestalten Don José und Escamillo. Wer noch nie von den beiden Herren gehört hat, dem stelle ich sie kurz vor: Alle beide sind die reinsten Psychos. Frauen, die ihnen auf den Leim gehen, haben mit Sicherheit kurz Spaß, sollten aber besser schnell die Biege machen.

Der einfache Soldat Don José lässt sich von Carmen ganz locker um den Finger wickeln – anfangs bezirzt sie ihn aus purer Berechnung, denn wer hat schon Lust, im Gefängnis zu versauern? Im Rekordtempo brennt er lichterloh und verfällt ihr, was bei einer leidenschaftlichen Dame wie Carmen im Herzen einen Schalter umlegt: Sie verliebt sich in Don José, der eigentlich schon mit der Unschuld vom Lande, Micaëla, liiert ist. Die ungestüme freiheitsliebende Heldin erlangt jedoch bald die Erkenntnis, sich ein obrigkeitstreues Muttersöhnchen ohne Rückgrat geangelt zu haben. Das war so ganz und gar nicht in ihrem Interesse!

An dieser Stelle kommt der coole Stierkämpfer Escamillo ins Spiel. Er ist ein Macho wie er im Buche steht, hat ein narzisstisches Selbstbild und meint, bei jeder Frau landen zu können. Carmen lässt ihn nach seinem ersten Auftritt eiskalt abblitzen, schließlich schlägt ihr Herz (noch) für Don José. Als ihr Herzbube sich als Jammerlappen entpuppt, kann sie gar nicht anders, als sofort ins andere Extrem abzudriften. Sie schwört dem Torrero in einem schmachtenden Duett ihre Liebe und beide sind sich in ihren Gefühlen einig. Die Frage ist bloß: Wie lange wird die Liason zwischen Carmen und Escamillo dauern? Fakt ist, dass ihn auch andere weiblichs Fans fürs Abschlachten unschuldiger Stiere umjubeln!

Nun, über die Haltbarkeit der Beziehung lassen sich nur Spekulationen anstellen. Don José erweist sich nämlich als einer dieser Kerle, die nie kapieren, wann Schluss ist. Er gerät in die blinde Wahnvorstellung, seine “große Liebe” Carmen doch noch erobern zu können und beißt verständlicherweise bei ihr auf Granit. Vielleicht ginge sie lebendig aus dem Drama hevor, wenn sie dem manischen Ex nicht aufs Butterbrot schmieren würde, dass sie längst einen Neuen hat. Am Ende des emotionsgeladenen Finales sieht Don José deshalb nur noch rot, zückt sein Messer und sticht zu. Natürlich kann diese Oper nicht enden, ohne dass er ganz zum Schluss über seine Tat und den Verlust von Carmen jammert.

Und die Moral von der Geschicht'? Frau schaue besser zwei- oder dreimal hin, auf wen sie sich einlässt. Escamillo wäre bestimmt die richtige Wahl für einen amüsanten Abend, für mehr allerdings auch nicht ...

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