Sonntag, 4. Januar 2015

Vor einer neuen Beziehung bitte aufräumen!

Jan Kowalski / www.pixelio.de
Jeder Erwachsene, der bereits die eine oder andere Partnerschaft hinter sich hat, weiß es: Altlasten wie frühere Enttäuschungen oder nicht geheilte Verletzungen stehen einer neuen Beziehung im Weg. Ich gehe heute einen Schritt weiter. Die sogenannte Altlast kann auch der aktuelle Partner sein. Eigentlich hat man sich in Gedanken von ihm getrennt, wagt eine wirkliche Trennung aber nicht aus Angst vor dem Alleinsein. Heimlich begibt man sich wieder auf den Balzplatz des Lebens und schaut sich nach einer neuen besseren Hälfte um, obwohl zu Hause noch ein ungelöstes Problem auf zwei Beinen wartet. Plötzlich passiert es: Man begegnet einem anderen Menschen, es funkt und man fühlt sich wie im Himmel. Fast hätte man vergessen, dass sich hinter der eigenen Haustür die Hölle befindet und man immer noch mit einem Bein an den Teufel gekettet ist. Autsch, sage ich da nur!

Ein besonders gravierendes Beispiel hat mir schwer zu denken gegeben - und, wie Ihr gleich lesen werdet, erforderte es schwere Konsequenzen: Ein Mann und eine Frau kennen sich knapp zwei Wochen. Schon bei der ersten Zusammenkunft knisterte es zwischen ihnen, so dass sie beschlossen, sich häufiger zu sehen. Sie intensivierten ihren Kontakt auf allen Ebenen und der Mann behauptete, wie schön es doch wäre, endlich wieder zu zweit zu sein und nicht mehr allein aufwachen zu müssen. Die Frau wähnte sich nun in dem Glauben, ihr Traumprinz sei Single. Nach einer leidenschaftlichen Liebesnacht fragte sie ihn beiläufig, wann er denn die letzte Freundin gehabt habe. Ein paar Sekunden später macht er ihr ein Geständnis: Er sei immer noch verheiratet und habe mit seiner Gattin einen 17-jährigen Sohn. Seiner Geliebten fällt fast der Unterkiefer runter. Reflexartig löst sie sich aus seinen Armen. Er versucht, sie noch einmal in den Arm zu nehmen und beteuert, zwischen ihm und seiner Frau sei längst der Ofen aus. Er liebe sie nicht mehr und wolle sich scheiden lassen. Um eine neue Partnerin zu finden, triebe er sich schon seit einer ganzen Weile auf Dating-Portalen herum. Sein "Traummädchen", wie er seine Retterin nennt, stürzt vom Bett direkt unter die Dusche und flucht Zärtlichkeiten wie "Du verdammter Scheißkerl!". Bis oben hin eingehüllt in ihr Badetuch stürmt sie nach der Reinigung zurück ins Schlafzimmer, wo er sich immer noch nackt in den Kissen lümmelt. "Raus! Zieh dich an und verschwinde!", herrscht sie ihn an. Zuerst scheint er gar nicht zu wissen, wie ihm geschieht. "Aber ich will dich doch heiraten!", jammert er. Im nächsten Moment fällt hinter ihm die Wohnungstür ins Schloss. Ohne Frühstück im Magen steht er in der Kälte.

Und die Moral von der Geschicht', liebe LeserInnen? Meiner Meinung nach liegt sie auf der Hand. Ein gründlicher Hausputz täte dem armen Kerl mehr als gut! Ehe man sich wieder auf Partnersuche begibt - sei es bei einer Singlebörse oder in Clubs - sollte man mit dem alten Partner einen sauberen Schlussstrich ziehen. Das ist die fairste Lösung für alle Beteiligten, auch wenn man damit riskiert, erst einmal eine Zeitlang Single zu sein. Letzten Endes muss man in jeder Lebenslage mit sich selbst ins Reine kommen.

Welch seelische Blutspuren eine unsaubere Trennung hinterlässt, zeigt ein Beispiel aus meinem Bekanntenkreis: Ein Mann um die 50 wurde nach über zehn Jahren Ehe von seiner Frau verlassen. Hinter seinem Rücken hatte sie sich dem Online-Dating gewidmet - mit dem gewünschten Erfolg. Erst als die Sache gefixt war, goss sie ihrem angetrauten Gatten reinen Wein ein und verließ ihn für den neuen Freund. Der gehörnte Ehemann leidet bis heute unter den Verletzungen. Er ist inzwischen geschieden und als Hurenbock verschrien, greift gerne zur Flasche und reagiert auf emotionale Annäherungen von Frauen mit bösen Abwehrmechanismen.

Wenn ich mit solchen Klopfern konfrontiert werde, kann ich Euch nur eines raten: Räumt bitte, bitte Euer Leben auf und schaut Euch erst im Anschluss nach einer neuen Beziehung um!

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