Sonntag, 17. August 2014

Ego-Clash, Musen-Fluch und gebrochene Herzen

Zugegeben, ich musste in den letzten Tagen von einigen Seiten Kritik an meiner Geschäftsidee Kreativsingles.de einstecken. Da hieß es zum Beispiel, zwei Künstler könnten doch nie eine Beziehung miteinander führen, da Künstlerpersönlichkeiten ein überdimensioniertes Ego hätten und Zündstoff zwar ein Feuerwerk auslösen, aber niemals den Alltag überdauern könnte. Meine Antwort darauf lautet: Künstler sind Individuen und nicht alle leiden unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Manche kreativen Individuen in etwas engerem persönlichen Miteinander wollen auch gar nicht die graue Routine alltäglichen Lebens miteinander bestreiten, sondern nur überschwänglich und gefühlstrunken den Augenblick genießen - ohne Fesseln oder Zwänge. Die zweite Variante kann sehr inspirierend auf beide Beteiligten wirken, doch nicht immer geht es gut. Ein selbstgefälliger Egomane zerstört jede zwischenmenschliche Beziehung - von der lockeren Freundschaft bis zur Ehe. Er treibt sein Gegenüber in ein Tal der Tränen und erfüllt nur dann einen höheren Zweck, wenn es ihm gelingt, als Muse für künstlerische Werke zu dienen.

Ein fiktionalisiertes Beispiel von Ego-Clash und Musen-Fluch, das ich neulich in abgewandelter Form hautnah mitbekommen habe, will ich Euch erzählen: Eine Performance-Künstlerin namens Mimi feierte mit ihrem selbst geschriebenen Ein-Personen-Beziehungsdrama "Narziss mit Schandmaul" Premiere und projizierte während der Aufführung künstlerisch mehr oder weniger wertvolle Fotos an die Bühnenwand. Die Bilder hatte der Fotokünstler Peter von ihr geschossen - zu Mimis Entsetzen befand sich der Herr mit diesem harmlosen Allerweltsnamen im Raum und knipste eifrig weiter. Ein paar eingeweihte Künstlerfreunde wussten, dass Mimi und das Ego-Monster mit der Kamera vor nicht all zu langer Zeit eine magnetisierende Freundschaft gepflegt hatten und Mimi das Stück ohne Peter nie zu Papier gebracht hätte. Erfreut und entsetzt zugleich lebte sie ihre Worte vor den Augen des Publikums und hielt der frech grinsenden Muse am Ende einen ausgestreckten Mittelfinger vor die Linse.

Ja, auch so kann es kommen unter Kreativen! Vielleicht sollte einer der beiden Partner besser "bodenständig" sein und als Buchhalter oder Bankangestellter arbeiten. Aber wie langweilig wäre das denn? Zündstoff und Feuer verleihen einer zwischenmenschlichen Beziehung doch gerade die nötige Spannung!

Steffi Pelz / www.pixelio.de

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